John Deere A 1947
Geschichte Des Model A und B "Ohne Styling" Kampf ums Überleben Das Landwirtschaftsministerium der USA berichtete in jüngerer Zeit,dass sich die Zahl der auf der amerikanischen Farmen arbeitenden Schlepper in den Jahren 1925 bis 1928 um 40 Prozent erhöht habe, nämlich von etwa 549000 auf 782000 Stück. 1932 war diese Zahl schonauf eine Million angestiegen. Man schätzte, dass jeder sechste Farmer einen Traktor besässe. Das war ein Beweiss für die breite Akzeptanz dieser Maschinen und zugleich ein Hinweis auf den grossen noch unerschlossenen Markt. In diesen Jahren erkennen wir drei richtungsweisende Entwickelungen. Die erste stellte der Farmall von International Harvester dar, deneinige Historiker später als den Beginn der industriellen Revolution in der Landwirtschaft bezeichneten.
Als zweiter Meilenstein in der Entwickelung gilt John Deeres Einbau der Melvinschen Hubvorrichtung in den GP. Eine Studie der WPA (Works Projects Administration) stellte fest, dass diese Erfindung den Farmer 30 Minuten Zeit pro Tag dadurch einzusparen half, dass er nur einen Hebel zu bedienen hatte und nicht mehr absteigen und das Anbaugeät von Hand heben oder absenken musste. Laut WPA sollte die Hubvorrichtung jährlich insgesamt eine Million Arbeitsstunden einsparen können !
Für Deere & Company ging es jetzt ums Überleben. Die Wirtschaft lag immer noch im argen, Pleiten, Versteigerungen und finanzielle Schwierigkeitenwaren bei den Schlepperherstellern an der Tagesordnung. Von 186 Firmen, die im Jahr 1922 Traktoren produzierten oderes wenigstens behaupteten, existieren 1930 nur noch 38. Deere, seit nunmehr neunzig Jahren im Geschäft, hatte ähnliche Krisen erlebt, und man musste dort, dass sie vorübergingen; Um aber dabeizusein, wenn die Kunden wieder Geld haben würden, musste man auch in schlecheten Zeiten neue Produkte entwickeln.
Charles Wiman hatte gegen Ende 1931 Theo Brown und seine Leute beauftragt, neue Produkte und Ideen zu entwickeln. Im Frühjahr 1933 befand sich das A-Modell in Konstuktion und Erprobung. Die Versuchsträger erhielten Bauteile des GP-WT, so auch die hochgelegte Lenkung, den hohen Fahrersitz und die schlanke Motorhaube; Sie wurden in der Nähe von Wimans Farm in Tuscon, Arizona, getestet. Das A-Modell, Anfangs als AA bekannt, ging im Jahr darauf in Serie, das Modell B im Jahr 1955.
Deere stellte eine Anzahl Prototypen her - eine genaue Zahl ist nicht bekannt, aber vermutlich waren es acht. Zwei davon verwendeten das Dreiganggetriebe der D- und GP-Serie, in den späteren wurde ein neues Vierganggetriebe getestet und serienreif gemacht. Die nächste grössere Entwickelung, die Deere im A-Modell realisierte, war eine Palette unterschiedlicher Räder und Spurweiten. Beobachter inner- und ausserhalb der Firma waren sich allerdings im klaren, dass mit dem steigenden Interesse am Traktor der Raum für Spezialausführungen enger wurde.
Trotz der von der Depression noch nicht vollständig erholten amerikanischen Wirtschaft lief der Schlepperabsatz ausgezeichnet. Deere & Company hatte den Kampf mit International Harvester aufgenommen, und der Abstand zwischen ihnen schmols stetig zusammen. Allis-Chalmers war 1933 und 1934 mit dem luftbereiften Modell U sehr erfolgreich gewesen und hatte den Nachfolgertyp WC - den erstenspeziell für Luftreifen konzipierten Traktor - soeben eingeführt.
Elmer ist über 1700 Kilometer Eisenbahn gefahren, um nach New York zu kommen. Er hat eine Menge Zeit gehabt, sich seine Worte zu überlegen. "Wir möchten Sie um Hilfe bitten" sagt er "um unsere Traktoren besser verkäuflich zu machen." Das war alles. Mit diesen wenigen Worten begann eine Geschäftsverbindung, die Jahrzehnte halten sollte...
McCormick, dem das einleuchtete, wusste, hier war er an der richtigen Stelle. Er hatte sein Sprüchlein aufgesagt, sein Ziel erreicht - und so fuhr er rasch wieder heim. Nach einer Übernachtung im Waldorf Astoria nahm McCormick am nächsten Tag den Zug nach Westen. Henry Dreyfuss begleitete ihn.
Dreyfuss hatte seine "Human Forms" ( menschliche Körperformen ) entwickelt, eine komplette Masssammlung seiner fiktiven "Menschen" Joe and Josephine. mit ihrer Hilfe konnte er praktisch jeden Bewegungsablauf und jedes technische Gerät passend für nahezu jede Körpergrösse konstruieren. Und der Deere-Fahrersitz passte zu keinem einzigen seiner Joes und Josephines. (Text: Von Randy Leffingwell, übersetz von Günther Görtz)
Restauration des gestylten John Deere Model A Baujahr 1947 Die Restaurationsdauer betrug 15 Monate... |
Die dritte Entwickelung kam von ausserhalb der Schlepperindustrie. Noch heute streitet man sich darum, wem die Einführung des Luftreifens für Ackerschlepper wirklich zuzuschreiben sei. Doch es macht eigentlich wenig aus, ob es Allis-Chamblers'Präsident Harry Merrit war, der sich "illegal" ein paar Flugzeugreifen bei Harvey Firestone beschaffte, um sie auszuprobieren, oder ob Firestone, Hobbyfarmer und Förderer des Luftreifens, sie Ihm aufdrängte. Verbesserungen in Verbrauch, Schleppleistung, Fahrtempo auf der Strasse, Fahrkomfort (Deeres neue hochgelegte Schneckenlenkung hatte auch mit dem grossen Lenkungsspiel Schluss gemacht) und Sicherheit wiesen praktisch schon die ersten Luftreifenschlepper ab 1932 auf. Doch die Entwickelung sollte noch weitergehen. Wer auf der Farm fünf oder mehr Pferde zu versorgen hatte, musste rechnen, dass er fast ein Viertel seines Ackerlandes für Futter brauchte. Doch für eine Farm unter 40 Hektar war der Betrieb mit Pferden damals die einzige wirtschaftliche sinnvolle Wahl. Eine Erhebung aus dem Jahr 1930 besagt, dass fast vier Fünftel der Landbevölkerung auf Höfen dieser Grösse arbeitete. Für die Farmer signalisierte jetzt der kleine Traktor für zweischarige Pflüge den Anfang vom Ende der Zugpferde-Ära.
1932 war es wiederum IH, die den Weg wies, als sie ihren neuen F-12 Farmall ankündigte, eine verkleinerte Version des F-20.
Das A stellte Deeres Traktorvariante für zweischarige Pflüge dar, doch er war weit mehr als nur eine Verkleinerung des D und des GP. Ein Mangel an vielen Schleppern war damals das seitliche Abdriften, wenn die Ankoppelvorrichtung nicht in Fahrzeugmitte lag und auf die Anbaugeräte ein schräger Zug wirkte. Beim A wurden daher Zuggeschirr und Zapfwelle in die Mitte des Fahrzeugs gelegt. Diese Änderung stand in engem Zusammenhang mit den neuen, einteiligen Getriebegehäuse, das das grössere aus zwei Gussteilen ersetzte und sowohl die Bodenfreiheit erhöhte als auch die Zugänglichkeit verbesserte: Oben befand sich ein Getriebedeckel, unten der Ölablass.
Die Obstbauversion,Modell AO, wurde 1935 eingeführt, die "streamlined" Variante des Ao, der AOS, 1937. Bei der letzteren endete der Auspuffrohr unter dem Motor, das aufgerichtete Luftansaugrohr entfiel, um die "Stromlilien"-Blechverkleidung sollte die Bäume und Äste vor Mechanik des Schleppers schützen.
Für das B-Modell erschien die gleiche Fülle von Varianten wie zuvor für den A. Da gab es schon bald den BN (Narrow), dreirädrig mit einem einzelnen Vorderrad,und den BW (Wide), vierrädrig mit normaler Vorderachse; dann die Ableitungen BNH (Narrow/High-Clearence) und BWH (Wide/High-Clearence) mit grosser Bodenfreiheit. es gab einen BR (Regular), einenBO (Orchard) für den Obstbau und en BI (Industrial). Zusätzlich bot Deere in äusserst geringen Stückzahlen Sonderausführungen für Gemüse- und Rübenanbau mit etwa 50 cm Reihenabstand an; sie nannten sich BW-40 bzw. BN-40 und wurden auch mit der grossen Bodenfreiheit (BWH-40,BNH-40) geliefert. Die Variationen und Bezeichnungen wurden fast so Zahlreich wie die Feldfrüchte, für die man sie brauchte.
"Gestylte"
Modelle A und B Die Ingenieure und der Designer Elmer McCormick war nicht der einzige, der die Bedeutung einer ästhetischen Formgestaltung auch für Traktoren erkannt hatte. Sie war schon seit langem fällig, und der stärkste Antrieb kam aus dem Wettbewerb. Doch McCormick war Charles Stone lange damit auf die Nerven gegangen. Stone war seit1923 Chef der John Deere Harvester Works gewesen und 1934 zum Produktionsvorstand für die gesamte Traktoren- und Erntemaschinenfertigung aufgestiegen. Stone hatte McCormick erklärt, er sei nicht von der Notwendigkeit überzeugt, und ihm gefalle der Gedanke an Styling auch nicht. Doch wenn McCormick es wirklich wolle, würde er ihn nicht hindern. "Da draussen ist einer in Hemdsärmeln und Strohhut, der sagt, er kommt aus Waterloo, Iowa, und -" "Aus woher...?" fragt Dreyfuss ungläubig zurück. "Von Waterloo, Iowa, hab' ich noch nie was gehört." "Er sagt, er ist von John Deere und will Sie sprechen, Sie sollen für ihn arbeiten."
"Wer um Gottes Willen ist John Deere?" Dreyfuss beginnt sich zu interessieren. Während McCormick draussen wartete, stöbern Dreyfuss und Rita Hart Namensregister durch. Dann bitten sie ihn freundlich, doch einzutreten, sich zu setzen und zu sagen, was sie für ihn tun können.
Dreyfuss, geboren 1904 in New York City, hatte sein Studium an der Ethical Culture School 1922 abgeschlossen und ein Lehrjahr bei Norman Bel Geddes absolviert, der Theaterkostüme und Bühnenbilder entwarf. Ab 1923 arbeitete er für die Strand Theaters, und während der folgenden fünf Jahre beaufsichtigte er die Produktion von insgesamt 250 allwöchentlichen Aufführungen. Ausgebrannt ging er Ende 1927 nach Frankreich, um ein Jahr später nach new York zurückzukehren und sich dort um eine Stelle als Designer zu bemühen. 1929 zog er um in die Fith Avenue, nannte sich Industriedesigner und begann damit, Fabrikanten von der Wichtigkeit seiner Dienste zu überzeugen.
1. Sicherheit und Gebrauchstüchtigkeit 2. Einfache Wartungsmöglichkeit 3. Niedrige Fertigungskosten 4. Kaufanreiz für den Kunden 5. Erscheinungsbild Ein Aushang im Vorraum zum Büro erläuterte die praktische Anwendung seiner Philosophie. es hiess da: "Wir stellen uns vor, dass einzelne oder eine Menge Leute in dem zu gestaltenden Objekt fahren, drauf sitzen, es ansehen, mit ihm sprechen, es bewegen, mit ihm arbeiten oder es in irgendeiner anderen Weise benutzen wollen. Wenn die Berührungsstelle zwischen Objekt und dem Benutzer zur Reibfläche wird, hat der Industriedesigner versagt. Anderseits, wenn die Formgestaltung für den Benutzer mehr Sicherheit, mehr Komfort, mehr Kaufreiz, mehr Leistung bedeutet - oder ihn einfacher fröhlicher macht - dann war der Designer erfolgreich." ...
Es war eine seltsame Wortwahl; denn man liess den Schleppern weit mehr als nur eine Stylingkur angedeihen. Sie erhielten von Anfang angrundlegende formale Änderungen, und die nachfolgenden Serien wurden im Rahmen der Arbeiten der Industriedesigner auch konstruktiv überarbeitet. Doch Deere & Company besass ja selbst genügend Ingenieure und Konstrukteure, und auch die legten ja die Hände nicht in den Schoss, so dass allmählich weder Vorstand noch Vertrieb oder Kundschaft überblickten, welche Änderungen aus wessen Feder stammten. In jedem Fall allerdings handelte es sich um wesentliche Verbesserungen... Bis Ende August 1937 hatte die Henry Dreyfuss Associates eine Anzahl Stylingentwürfe für neue Blechverkleidungen der Modelle A und B fertiggestellt. Eine Kombination von Elementen der Entwürfe 6 und 8 brachte schliesslich den Durchbruch für den gestylten John Deere - Traktor. Diese neue Linie versteckte den Kühler und das hochliegende Lenkgetriebe hinter einem krafftvoll wirkenden Frontgrill. der Vorschlag umfasste auch Funktionsverbesserungen. So sorgte die schmalere Kühler- und Tankverkleidung für bessere Sicht nach vorn und unten. Die Instrumente waren geändert und für den Fahrer auf holprigen Acker besser ablesbar angeordnet; Die Dreyfuss-Designer hatten auch das Erscheinungsbild der Heckpartie aufgeräumt, so dass man jetzt leichter die Funktionen der einzelnen Bauteile und Bedienelemente erkennen konnte. |